„Öffne dem Hungrigen dein Herz und hilf dem, der in Not ist. Dann wird dein Licht in der Dunkelheit aufleuchten und das, was dein Leben Dunkel macht, wird hell wie der Mittag sein. Dann wird dich der Herr beständig leiten und dir selbst in Dürrezeiten innere Zufriedenheit bewahren.“
Jesaja 58:10+11
Liebe AMUKA Freunde! Jetzt sind wir schon einen Monat wieder aus Uganda zurück, aber noch nicht zum Schreiben gekommen. Denn nach der Rückkehr gingen gleich die nächsten Vorbereitungen los: Björn, unser zweiter Vorsitzender von AMUKA Deutschland, hat letzte Woche Xin aus China geheiratet – es war eine absolute Traumhochzeit!
Außerdem war Tabea nur einige Wochen hier, um dann für ihr einjähriges Praktikum wieder nach Uganda zu fliegen. Sie ist dort als Praktikantin bei JENGA, einer britischen Nichtregierungsorganisation angestellt, deren Direktor Robby Keen uns schon von Anfang an unterstützt hat. Bei JENGA wird Tabea Training erhalten und eine Mentorin zur Seite gestellt bekommen, arbeiten wird sie aber meistens bei AMUKA.Insbesondere soll sie Iname im Kinderprogramm unterstützen, sowie bei der Versorgung von David und Yusuf mitarbeiten, die mit in unserem Haus leben. Nachdem Orge im Mai/Juni beim Hausbau geholfen hatte, sind wir (Orge, Antje, Jonathan, Tabea, Shenay) dort zusammen mit Inames Familie sowie David und Yusuf am 20. Juli eingezogen. Aus Entebbe und Kampala hatten wir einen Gasherd und eine Solaranlage mitgebracht, so dass wir dort gleich recht komfortabel wohnen konnten. Vieles ist doch sehr viel einfacher, wenn man abends noch Licht hat und zum Kochen nicht erst ein Kohlenfeuer entfachen muss. Sehr schön ist es auch, dass wir durch unser eigenes Haus jetzt auch die Möglichkeit haben, Besucher einzuladen. So konnten Shenay und Antje ihre Geburtstage mit Gästen feiern.
Tabea hatte viel Freude am Kochen und war dabei sehr kreativ. Allerdings war es ihr am Ende doch auch etwas anstrengend jeden Mittag und Abend für 10-12 Leute zu kochen. Besonders Yusuf und David haben das leckere Essen genossen: die beiden haben erst aufgehört, wenn nichts mehr da war.
Die Jugendfreizeit konnte auch in unserem Haus stattfinden. Wir hatten die Bergpredigt als Thema – und sind, wie so häufig schon, beim Thema „Ehe“ hängengeblieben. Das beschäftigt die Jugendlichen sehr und es liegt ihnen etwas daran, anders zu leben als ihre Eltern oder ihr Umfeld. Da es im Dorf fast gar keine Arbeitsplätze und sinnvolle Freizeitbeschäftigung gibt, ist es naheliegend, dass sie früh unüberlegte Beziehungen eingehen und Kinder bekommen, wobei die Beziehungen dann in der Regel zerbrechen und die Kinder hin und her gereicht werden.
Ein weiterer Vorteil unseres Hauses ist es, dass wir jetzt auch Gäste von außerhalb einladen können. Zuerst hatten wir Anja aus Kampala zu Besuch und dann kam Daniel aus unserer Gemeinde in Wedel (Shenays ehemaliger Kindergarten-Erzieher) um seine zwei Patenkinder Emmanuel und Mercy zu besuchen und bei Malerarbeiten zu helfen. Die beiden waren sehr glücklich, und auch ihre Tante hat etliche Freudentänze für Daniel aufgeführt! Während der Jugendfreizeit hat Daniel aus seinem Leben erzählt, wie Jesus ihn von vielem Negativen in seinem Leben befreit hat. Das hat die Jugendlichen sehr berührt, da sie es ja kennen, dass vieles nicht so gut läuft.
Wir hatten die Chance an einigen „Outreaches“ zu Schulen, Kirchen und Selbsthilfegruppen teilzunehmen. Dabei wird gesungen, gepredigt und über Heilpflanzen, Zähneputzen usw. unterrichtet. Das macht viel Freude, besonders da alle interessiert zuhören und gute Fragen stellen. Witzig war auch, dass in einer Grundschule mehr und mehr Großeltern dazukamen, sich in die erste Reihe setzten und zuhörten. Leider stellen wir auch immer wieder fest, wie viel Aberglaube vorherrscht und wie nur langsam Veränderung geschieht. In einer Schule fragte ich die Schüler, was bei Brandwunden zu tun sei. Die Antwort war: Ein Kaninchenfell darauf legen! Leider stellen wir auch bei unseren Mitarbeitern fest, dass sie sich schwer von überliefertem Wissen trennen und es ihnen nicht leicht fällt, Neues zu verstehen. Michael war schon zweimal zum anamed-Seminar und er ist auch ein sehr engagierter Lehrer in der Seminargruppe. Trotzdem lehrt er immer wieder falsche Dosierungen oder fragwürdige Dinge, die sein Nachbar ihm erzählt hatte. Aber Robby ermutigt uns immer wieder sehr geduldig zu sein, da die Entwicklung in ländlichen Gegenden einfach Jahrzehnte hinter der in der Stadt zurück ist. Schön ist es dann immer, wenn wir von Menschen hören, die das Gelernte umsetzten und damit die Lebensqualität ihrer Familie verbessern. So hatten die Frauen einer Selbsthilfegruppe, die ich besuchte, schon viel Amaranth angebaut und geerntet. Inzwischen haben wir 45 Kinder und Jugendliche, die wir in verschiedenen Schule oder Universitäten unterstützen. Einige sind sehr gut in der Schule, sind immer unter den besten in der Klasse. Andere scheinen nie Lesen und Schreiben zu lernen, obwohl sie schon viele Jahre zur Schule gehen und inzwischen Teenager sind. Die Ursache dafür zu finden, beschäftigt mich sehr. Zum einen ist es das Umfeld, in dem es kaum Anregung gibt. Die Eltern fördern ihre Kinder wenig. Im Gegenteil, wenn sie auf dem Feld oder zu Hause gebraucht werden, halten die Eltern die Kinder davon ab, zur Schule zu gehen. Es gibt so gut wie keine Bücher in den Haushalten, noch nicht einmal Spielzeug ist da. Zum Teil liegt es wohl auch an der Mangelernährung, dass die Kinder schlecht entwickelt sind. Im Sommer bin ich dann noch auf ein weiteres Problem gestoßen worden, als ich an einem der vielen „drinking places“ vorbeikam, wo eine Frau Alkohol trank und dabei ihr Kind stillte. Als ich dann mit Iname darüber sprach, sagte sie, dass etwa 80% aller Frauen trinken. Das heißt, wir können davon ausgehen, dass etliche Kinder schon vorgeburtlich geschädigt sind und nie gut lernen werden.
Das Problem des Alkoholmissbrauchs bringt natürlich auch weniger Geld in den Familien für medizinische Versorgung und Bildung mit sich, häusliche Gewalt, Hunger…ein Teufelskreis. Wenn man die Straßen entlang geht, stößt man etwa alle 500m auf so eine offene Hütte, wo die Menschen um einen Topf herumsitzen und aus Strohhalmen etwas Selbstgebrautes trinken. Interessanterweise hatte mich der Besitzer(!) des „drinking places“ vor unserem Haus kurz vor meiner Abreise eingeladen, dort zu predigen. Was er sich wohl davon verspricht? Sicher auch Geld; aber vielleicht sollte ich beim nächsten Mal wirklich mit den Leuten dort in Gespräch kommen. Da Yusuf wegen seiner Aidserkrankung zu schwach ist, um die Schule zu besuchen und auch David noch nicht lesen kann, haben wir jetzt für die beiden einen Lehrer eingestellt. Mal sehen, wie das klappt, vielleicht wäre so eine Mini-Klasse auch für andere lernschwache Schüler eine Alternative.
Wir machen uns auch Gedanken, was aus unseren Jugendlichen werden soll, die keinen Schulabschluss erreichen werden. Es wäre toll, wenn wir ihnen eine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, mitgeben könnten, z.B. Hühnerzucht. Sehr freuen wir uns über Jonathan Khatoko, der jetzt für ein Jahr im Projekt mitarbeitet, um dann eine einfache Ausbildung finanziert zu bekommen. Er ist hauptsächlich damit beschäftigt, Patienten in Krankenhäuser zu begleiten. Er erledigt alles mit großer Hingabe und Zuverlässigkeit.
Auch ich hatte die Gelegenheit einige Patienten zu begleiten, u.a. zum Aids-Test und in eine orthopädische Werkstatt. Einiges von dem, was wir uns vorgenommen hatten, konnten wir in in der Zeit einfach nicht schaffen. Vielleicht kommt Tabea ja jetzt dazu!
Vielen, vielen Dank für alle Eure Unterstützung und Gebete! Wele akhuwe tsikhabi! Der Herr segne Euch!
Orge & Antje Balack