Liebe Freunde und Unterstützer von Amuka!
Es ist einige Monate her, dass wir uns bei Euch gemeldet haben und das ist nun der erste Rundbrief direkt aus Uganda.
Im Mai hatte Anna-Rahel schon ein Haus für uns in Mbale (vom Dorf aus die nächste Stadt, 25km entfernt, wo Shenay auch zur Schule geht) gefunden.
Der Vermieter zog seine Zusage dann sechs Tage vor unserer Ankunft zurück und Anna-Rahel machte sich erneut auf die Suche.
Die potentiellen Häuser waren aber alle entweder zu teuer, zu kaputt oder noch nicht frei. Nur 12 Stunden vor unserem Abflug fand sie dann
zwei Cottages (eins für Orge, Antje, Shenay und eins für Tabea und Rose) auf der „Dutch Farm“, die einem Niederländer und seiner
ugandischen Frau gehört.
Die Farm ist etwas außerhalb, aber ruhig und sicher und wir müssen uns um nichts weiter kümmern, was Reparaturen usw. angeht (und hier ist ja ständig etwas kaputt, weil alles mit billigem Material gebaut wird). Wir bekommen hier sogar Joghurt, Milch und Käse (eine echte Seltenheit in Uganda). Shenay freut sich an den vielen Tieren hier.
Anna-Rahel und Harriet wohnen auf dem Grundstück einer Amerikanerin, die 10 vernachlässigte Kinder aufgenommen hat.
Wir lernen hier immer wieder sehr nette Leute aus aller Welt kennen, überwiegend Missionare aus den USA, Großbritannien, Holland, es gibt einen starken Zusammenhalt in dieser „Mbale Community“ wo die Leute sich sehr untereinander helfen, so dass wir immer einen Ansprechpartner bei Fragen haben.
Dankbar sind wir auch Rhonda von Jenga, die sich um unsere Missionars-Visa kümmert. Das ist super kompliziert, besonders auch, da unsere Papiere ja auch noch ins Englische übersetzt werden mussten, was nur in der Hauptstadt geht. Da wiederum hat Anja in Kampala uns sehr geholfen, die Dokumente zu den Übersetzern zu bringen.
Alles läuft nur über Kampala, was eine Reise von mindestens 6 Stunden ist und bis man ein Visum im Pass hat, muss man drei bis vier Mal dorthin.
Ansonsten sind wir auch immer wieder mit Krankheiten in der Familie beschäftigt. Anna-Rahel hatte nach einer Infusion fünf Wochen mit einer Thrombose im Arm zu kämpfen. Die ugandischen Ärzte und Patienten lieben diese „drips“ und ehe man realisiert was passiert, hat man bei jeder Krankheit eine Infusion dran.
Diese Ärztin, die ansonsten wirklich nett und sehr genau ist, wird uns so schnell keine Infusion mehr geben.
Diese Woche mussten wir Tabea mit einer Lebensmittelvergiftung hin bringen und das lief ganz ohne Infusion ab! Inzwischen hat sie allerdings eine heftige Mandelentzündung.
Shenay geht es an ihrer kleinen Schule sehr gut. Sie ist in der 5. Klasse, zusammen mit einem Jungen und im Klassenraum sind noch zwei Mädchen in der 7. Klasse.
Sie bekommt von den Lehrern und Mitschülern viel Unterstützung, ihr Englisch zu verbessern und beteiligt sich sehr aktiv am Unterricht. Häufig bekommt sie in Englisch sogar Einzelunterricht, der genau auf ihre Fähigkeiten abgestimmt ist.
In den wöchentlichen Spelling Tests und „Memory Vers Tests“ (Bibelvers) erreicht sie in der Regel 100%. Tabea unterrichtet in Shenays Klasse Kunst und für die jüngeren
Kinder Religion.
Tabea macht hier ja ihr Praktikum für ihr Studium der Sozialen Arbeit und Religionspädagogik.
Am Samstag unterrichtet sie in unserem Bibel Club und geht jetzt vermehrt zu Jenga Projekten, z. B. in einen Slum in Mbale.
Anna-Rahel unterrichtet in der Friseurklasse des „Young Mom’s“ Projektes die Theorie. Immer wieder sind Tabea und Anna-Rahel auch damit beschäftigt, die nötigen Papiere für ihre Pflegekinder Rose und Harriet voranzubringen, was oft sehr kompliziert ist. Immerhin hat Harriet vor kurzem ihren Pass bekommen!
Vor einigen Wochen wurde Anna-Rahel von der Polizei verhaftet, weil sie beim Überqueren einer Straße den Grünstreifen betreten hat. Das gehört zu den Dingen, mit denen wir hier zu kämpfen haben.
Einerseits geschieht hier so viel Unrecht, was einfach hingenommen wird oder sogar gutgeheißen wird, andererseits dann eine Verhaftung wegen einer Lappalie!
Schwer ist es auch mit der ganzen Korruption umzugehen und der verbreiteten Unehrlichkeit.
Wobei es den Leuten wohl gar nicht immer bewusst ist, dass sie nicht ehrlich sind, jeder versucht einfach für sich das Beste rauszuholen und sich selbst zu schützen.
Soweit einiges zu unserem Leben als Familie hier. Wir freuen uns mit drei unserer Kinder hier zusammen sein zu können, was auch den Zusammenhalt als Familie stärkt. Eliza ist zur Zeit noch im Auslandssemester in Neuseeland und Jonathan studiert weiterhin in Hamburg.
Nun zu unserer Arbeit in Amuka:
Wir hatten ja schon seit einiger Zeit bemerkt, dass vieles nicht so gut lief und besonders Iname überarbeitet war.
Als wir kamen, stellte sich heraus, dass die Family Groups mit den Dorfbewohnern und der Bible Club fast ganz zum Erliegen gekommen waren. Die Landfrage für die Nursery und unser Haus war nicht vorangekommen. Die 35 Patenkinder, die ursprünglich fast alle dieselbe lokale Grundschule besucht hatten, gehen jetzt auf 20 verschiedene Schulen, je nach eigenen Wünschen, teilweise in der Stadt. Joan und Mercy haben beide Babies bekommen.
Apollo, der in der Family Group unterrichtete, hat bei seinem anderen Arbeitsplatz eine Beförderung bekommen, muss jetzt an 6 Tagen arbeiten und hat somit bei Amuka aufgehört.
Iname hat um Beurlaubung bis Ende des Jahres gebeten, was sicher gut ist, damit die etwas zur Ruhe kommt und wir etliches klären können.
Somit gab und gibt es allerhand für uns zu tun!
Gott sei Dank(!) hat sich ziemlich schnell gezeigt, dass zwei junge Leute, die wir schon länger kennen, Interesse haben, mitzuarbeiten: Dinah Kitongo (beendet demnächst ihr Studium der Sozialen Arbeit) und Jonathan Khatoko (hat mit Unterstützung von Amuka Buchhalter gelernt) arbeiten seit September mit.
Beide kommen aus der Gegend, allerdings ist Dinah in Mbale aufgewachsen und hat schon einige Erfahrungen mit Westlern.
Am Freitag unterrichten wir im Wechsel in der Family Group, wo sich inzwischen wieder fast 30 Teilnehmer einfinden.
Wir haben gefragt, welche Themen sie interessieren, die meisten wünschen „Gottes Wort“, „Erziehung“ und „Kunsthandwerk“.
Weniger Interesse fanden Landwirtschaft und Ernährung, was uns etwas erstaunt, da ja alle von Landwirtschaft leben und es durch die unfruchtbaren Böden und die Anbaumethoden immer
wieder zu Hungersnöten kommt. Am Samstag haben Tabea, Jonathan, Dinah und Antje den Bibel Club wieder aufgenommen, mit ständig steigender Anwesenheit, am 13. Oktober waren schon 100 Kinder und Jugendliche (3-20 Jahre) dort!
Dinah kümmert sich auch um unsere Vorschule, indem sie mit unserem Lehrer in Ausbildung, Marsden zusammenarbeitet. In diesem Monat war auch Petra Hege zu Besuch, um eine Lehrerfortbildung zu geben und nach dem Rechten zu sehen.
In der Landfrage sind wir ein gutes Stück weitergekommen, wenn wir auch noch nicht den letztendlichen Vertrag unterzeichnet haben, um das Land wirklich gesichert zu haben um mit dem Bau einer neuen Vorschule zu beginnen.
Immerhin haben alle Beteiligten sich mündlich auf eine Lösung verständigen können.
Was die Patenkinder angeht, hatten wir ja geplant, die Unterstützung zu stoppen, bis alle anderen Fragen geklärt sind.
Auf Anraten von Robby Keen von Jenga haben wir aber dann doch den dritten Term dieses Jahres gezahlt, damit alle das Schuljahr beenden können.
Wir haben schon mit den Kindern und Eltern gesprochen, dass wir in Zukunft nur noch Kinder auf je einer Grundschule und einer weiterführenden Schule in der Gegend unterstützten werden.
So wie die Schüler jetzt verteilt sind, ist es sehr schwer das Schulgeld zu bezahlen und sie alle im Blick zu haben.
Außerdem ist es ja das Ziel von Amuka die Entwicklung im Dorf voranzubringen und da ist es gut, wenn wir mit lokalen Schulen kooperieren.
Wie schon geschrieben, haben wir immer wieder damit zu tun, dass Mädchen schwanger werden. Mercy hatte eine Beziehung zu einem ihrer Lehrer (verheiratet).
Wen auch immer wir dazu fragen, warum sich die Mädchen darauf einlassen, alle sagen das gleiche: die Mädchen haben kein Geld für Schulhefte, Seife und Binden. Wenn nun ein Mann kommt und dafür sorgt, lassen sie sich auf eine Beziehung ein.
Das ist für uns schwer nachzuvollziehen, aber die Not ist tatsächlich groß. Auch zu Antje kommen die Mädchen und bitten um Binden.
Von Grace Munyosi von Jenga haben wir jetzt ein Set Baumwollbinden als Beispiel bekommen als Beispiel und hoffen, eine Frau zu finden, die so etwas nähen kann, um sie dann günstig zu verkaufen.
Eine andere Sache, die hier beim Stamm der Bagisu im Moment sehr im Vordergrund steht, sind die alle zwei Jahre stattfindenden Beschneidungszeremonien. Die etwa 14jährigen Jungen lassen sich auf traditionelle Weise beschneiden, nachdem sie zuvor etliche Wochen in lauten Umzügen, tanzend und bemalt durch die Dörfer und Städte ziehen.
Im Verlauf der Beschneidung werden etliche Blutopfer gebracht, z.B. auf Gräbern der Vorfahren, für Geister, um das Messer für die Beschneidung zu Weihen usw. Es wird viel Alkohol getrunken und in der Folge kommt es zu sexuellen Ausschweifungen aller Art.
Wir haben mit den Jungen immer wieder darüber geredet, worauf sie sich dabei einlassen, aber teilweise ist es auch der Druck der Eltern, die drohen, ihnen kein Land zu vererben, wenn sie sich nicht „richtig“ beschneiden lassen oder die Angst kein „richtiger“ Mann zu sein, die sie dazu drängen.
Wir freuen uns sehr, dass wir für Dan, der gehörlos ist und seit Jahren von der Gebärdensprachlichen Gemeinde in Hamburg unterstützt wird, einen Ausbildungsplatz als Tischler gefunden haben. In all den Jahren hatte Dan sehr gut die Gebärdensprache gelernt, aber konnte, aufgrund der Vernachlässigung in den ersten Lebensjahren, nie ausreichend Lesen und Schreiben lernen. In dieser 3jährigen Ausbildung werden vor allem praktischen Fertigkeiten gelehrt, aber weniger (schriftliche) Theorie.
In der letzten Woche haben Orge und Antje Innocent während seines Praktikums in einer Vorschule besucht. Mithilfe einer Patenschaft macht er seit zwei Jahren seine Ausbildung zum Vorschullehrer und wird im November seine Prüfungen ablegen. Er macht sich schon ganz gut in der Klasse.
Heute haben wir Anna-Rahels Geburtstag hier auf der Farm gefeiert mit Gästen aus sechs verschiedenen Nationen. Das hat wirklich viel Spaß gemacht und wir hatten eine gute Gemeinschaft.
Viele Grüße und Gottes Segen aus dem „sommerlichen“ Uganda und herzlichen Dank für alle Unterstützung und Gebete.
von Anna-Rahel, Tabea, Shenay, Antje und Orge