Neues aus Manafwa/Uganda – Februar 2015
von Antje Balack
„I never look at the masses as my responsibility, I look at the individual
I can only love one person at a time – just one, one, one.
So, you begin… with just one, one, ONE.
Mother Teresa
Liebe Freunde und Unterstützer von AMUKA!
Am 1. Februar bin ich von meiner dreiwöchigen Reise zurückgekommen – das war ein Temperatursturz von über 30°!
Eigentlich war mein Rückflug für den 31. Januar gebucht, aber da der Anschlussflug von Istanbul ausfiel, hat Orge mich auf den nächsten Tag umgebucht und mir so einen Tag Urlaub in Entebbe verschafft. Dadurch hatte ich die Gelegenheit mit einem Fischerboot eine Paddeltour auf dem Lake Victoria zu machen. Das war ein ganz besonderes Erlebnis! Wir sind auf drei kleinen Inseln an Land gegangen. Auf Zweien gab es unzählige Vögel und auf der dritten wohnten muslimische Fischer mit ihren Familien. Allerdings sah es dort keineswegs so idyllisch aus, wie wir es von dänischen Fischerdörfern kennen.
Die winzig kleine Insel war voll mit Hütten aus Brettern und Plastikplanen, sogar bis ins Wasser hinein. Es gibt dort nur eine Latrine für alle und es herrschte ein übler Gestank. So etwas Trostloses hatte ich noch nicht gesehen und ich dachte, diese Menschen wären sehr arm. Aber dann habe ich gelernt, dass sie eigentlich sehr viel Geld verdienen, bis zu 1000€ pro Nacht – aber sie bringen das viele Geld ebenso schnell wieder am Strand von Entebbe durch, unter anderem mit der Folge, dass es eine HIV Rate von 90% gibt.
Es gibt in Uganda sogar ein bekanntes Sprichwort das heißt: „Verschwende dein Geld nicht wie ein Fischer!“
Was ist es also, was diese Menschen dazu bringt „freiwillig“ in diesem Elend zu leben?
Meine Zeit in Uganda war sehr gesegnet. Es gab jeden Tag viel Arbeit, aber auch sehr viele ermutigende Begegnungen.
Etwas ganz Neues und Spannendes war unser erster Zahnarzteinsatz im Dorf.
Dank eines Spende über 1500€ durch den VFKE (Verein zur Förderung von Kleinprojekten in Entwicklungsländern), der uns schon einige Male geholfen hat, konnten wir diesen Einsatz durchführen.
Letztes Jahr lernte ich den Zahnarzt Dr. Ivan kennen, als er unser Patenkind Yusuf be-handelte. So erfuhr ich, dass er schon häufiger so einen „Dental Outreach“ durchgeführt hat und alles Nötige dafür vorhanden ist.
Am 20. Januar kam dann ein Team von drei Zahnärzten, einer Dental Nurse, Fahrer und Administrator (der alles dokumentiert hat).
Sie hatten alles dabei: Generator, Lampen, Medikamente, Behandlungsstühle und die Einheit zum Bohren, Absaugen und für Ultraschallreinigung.
Ein Stuhl wurde im Garten aufgebaut, wo die Patienten untersucht wurden, im Haus wurden sie dann von den beiden anderen Ärzten behandelt.
Unsere Jugendlichen waren auch mit eingebunden bei der Aufnahme und Assistenz und wir alle hatten viel Freude an den beiden Tagen! Insgesamt wurden 101 Patienten behandelt und was mich sehr gefreut hat war, dass nicht nur Zähne gezogen wurden (wie sonst üblich bei solchen Einsätzen), sondern es wurden auch viele Füllungen, Zahnreinigungen (ein sehr verbreitetes Problem ist Gingivitis und Parodontose) und bei Kindern Versiegelungen der Backenzähne durchgeführt. Das Team hat von morgens um acht bis abends um acht unermüdlich gearbeitet und viele dankbare Patienten zurückgelassen.
Für mich war auch sehr positiv, dass es bei der Abrechnung keinerlei Schwierigkeiten gab. Sonst kenne ich es, dass immer noch etwas dazu kommt zu den ursprünglich genannten Kosten, wie Transport und sonstiger zusätzlicher Bedarf. Aber in diesem Fall war wirklich alles in den Pauschalen enthalten und wir haben sogar einen detaillierten Bericht über alle behandelten Patienten erhalten.
Viel Freude haben wir auch an Dan, unserem ersten Patenkind; die gebärden-sprachliche Gemeinde in Hamburg unterstützt seit fünf Jahren seinen Schulbesuch. Da die Kinder im Januar Ferien hatten, kam Dan wie die anderen täglich in den Garten und hat sich an allem beteiligt – sogar am Programm der Frauengruppe!
Er beherrscht die Gebärdensprache jetzt gut und versucht unaufhörlich sich verständlich zu machen, was auch ganz gut gelingt, da es in Uganda viele Gehörlose gibt und die Menschen darauf eingestellt sind. Dan versteht recht schnell und es macht ihm Spaß Spiele wie UNO zu spielen, im Garten zu helfen, zu beten und mit den Händen zu singen.
Im letzten Rundbrief hatte ich Euch von der kleinen Alice und dem Haus, das ihre Mutter Slivia gebaut hat, berichtet. Die Familie habe ich besucht und man sieht wirklich, wie sehr sie sich über das neue Haus mit Wellblechdach freuen. Slivia hat das Haus innen und außen sehr schön mit selbst hergestellten Erdfarben bemalt und hat für mich ein leckeres Essen gekocht. Den Vater bekam ich nur kurz zu Gesicht – er hatte gerade ein dickes Auge, da er sich mit einer seiner Geliebten geprügelt hatte.
Für vier Tage hatten wir wieder eine Jugendfreizeit, zu der sogar Samuel und Cathy aus Kampala kamen. Die beiden waren im September als Austauschschüler in Wedel und Sam war zu Gast in unserer Familie. An diesem Besuch hatten alle viel Spaß, da die beiden gerne ihre Deutschkenntnisse weitergegeben haben. U.a. wurde dann „Bruder Jakob“ gesungen. Als Themen hatten wir „Zuverlässigkeit“, „Ehe“ und unsere Identität in Gottes Augen. Viele Menschen in Uganda erleben kaum wirkliche Wertschätzung, besonders nicht Kinder und Frauen. So haben wir anhand der Bibel gelesen, wie wertvoll jeder einzelne für Gott ist und wozu wir berufen sind.
Das Thema hatte ich auch in der Frauengruppe, wo jede Frau sich als „Prinzessin“ verkleidet auf einen Thron setzen durfte und alle hatten richtig Spaß daran!
Die Jugendlichen sind insgesamt sehr aktiv und ich denke, es tut ihnen gut, dass sie Aufgaben haben und merken, sie können anderen helfen.
Jonathan Khatoko hat in den letzten Monaten viel mit Michael zusammen gearbeitet, u.a. habe sie für Witwen Latrinen gebaut.
Da Iname sehr viel Arbeit hat mit der Kindergruppe, der Frauengruppe und vielen Patienten, die zum Arzt gebracht werden müssen (und „nebenbei“ arbeitet sie ja auch noch als Lehrerin), war es dringend nötig, für sie Unterstützung zu finden.
Auf der anderen Seite haben wir die Jugendlichen, die ihre Schule beendet haben und dann keinerlei Beschäftigung haben. So haben wir uns überlegt, dass wir einigen anbieten für ein Jahr im Projekt mitzuarbeiten und wir finanzieren ihnen danach eine einfache Ausbildung (bis max. 1000 €).
Im Februar hat Jonathan angefangen. In erster Linie soll er Iname zur Seite stehen, wenn sie mit den Kindern zusammen ist. Inzwischen haben wir 40 Kinder in der Gruppe; einige sind bereits Teenager und fühlen sich mit den jüngeren zusammen nicht mehr wohl. Um sie soll Jonathan sich kümmern. Außerdem kann er Patienten in die Stadt begleiten und Michael bei verschiedenen Aufgaben unterstützen.
Ab März wird dann Geoffrey auch mithelfen, da wir kurzfristig für ihn eine Patin gefunden haben. Am letzten Tag unserer Freizeit hatte Geoffrey ein Fußballspiel organisiert und es war toll zu sehen mit welcher Begeisterung er unsere Mannschaft trainiert hat – und sie haben gewonnen!!! Da ihm Sport sehr liegt, wäre es schön, wenn er für die vielen Kinder in den umliegenden Dörfern einige Aktivitäten anbieten könnte. So etwas wie Freizeitangebote gibt es dort gar nicht.
Im Bus von Kampala nach Mbale saß ein Händler für Energiesparöfen neben mir.
Was er mir über die Öfen, die es für Kohle und Feuerholz gibt, erzählte klang sehr interessant und so habe ich ihm welche abgekauft, um sie auszuprobieren.
Er sagte, man könne damit über 50% Kohle bzw. Holz sparen.
Iname hat das dann auch gleich getestet und war ganz begeistert. Sie meinte, es sei ein echtes Wunder, man müsse nur drei, vier kleine Stücke Holz hineintun und das Essen sei so schnell fertig! Besonders die Feuerholzöfen wären für die Menschen im Dorf wichtig, Kohle können sie sich meist gar nicht leisten.
Ein solcher Ofen kostet 50.000 Shilling, ca. 16€ und man bekommt sogar drei Jahre Garantie! Mal sehen, ob wir einige Leute dafür begeistern können, denn 16€ sind für die allermeisten richtig viel Geld. Und die Männer sehen den Nutzen wohl eher nicht, da es ja die Kinder und Frauen sind, die das Holz sammeln müssen.
Zuletzt noch zu unserem Vorhaben, ein Haus für uns zu bauen: Wenn wir in Uganda sind, wohnen wir immer bei Freunden (meistens bei Iname) oder im Versammlungshaus, was beides beengt ist und uns wenig Rückzugmöglichkeit lässt. Außerdem denken wir, dass in Zukunft mehr Freunde von AMUKA nach Uganda kommen wollen. Gestern hat Daniel Hörnlen aus unserer Gemeinde sein Ticket für August gekauft. Darüber freuen wir uns sehr, besonders auch die Kinder! So haben wir beschlossen, ein eigenes Haus zu bauen, auf dem Grundstück, das Iname uns zur Verfügung stellt. Da es für uns sicherer ist, wenn wir nicht alleine wohnen, das Haus während unserer Abwesenheit auch nicht leer stehen kann und außerdem Iname selbst zur Zeit in einem sehr schlechten Haus wohnt, möchten wir für beide Familien ein kleines Doppelhaus (2x ca. 60m²) bauen. Ich habe im Januar versucht, schon einiges zu organisieren, aber das ist alles schwierig, vor allem auch, da es nicht zu teuer werden soll (Es wird natürlich nicht durch Spendengelder finanziert, sondern von uns privat!). Noah, der im Studium zum Bauingenieur ist, wird dieses Bauvorhaben im Juni/Juli zu seinem Praktikumsplatz machen, so dass wir schon mal jemanden vor Ort haben, der die Aufsicht übernimmt. Mitte Juli werden wir dann mit den Kindern hinfliegen und Orge kann dann beim Bau mitmachen.
Vielen Dank an Euch alle, die Ihr die Arbeit mittragt – im Gebet, finanziell oder praktisch. Ohne Euch wären die vielen kleinen und großen Veränderungen im Leben einzelner Menschen nicht möglich! Gott segne Euch,
Orge & Antje