Lasst uns also nicht müde werden, Gutes zu tun.
Es wird eine Zeit kommen, in der wir eine reiche Ernte einbringen.
Wir dürfen nur nicht vorher aufgeben!
Galater 6:9
Liebe Freunde von AMUKA,
unsere Familie hat, in wechselnder Zusammensetzung, wieder einen Großteil des Sommers in Uganda verbracht. Da wir dort mitten unter der Dorfbevölkerung wohnen, sind wir jeden Tag ganz direkt mit deren Freuden und Nöten konfrontiert, wobei die „Nöte“ deutlich in der Überzahl sind. Bei all dem Elend an Krankheiten, Todesfällen, Missbrauch, Hunger, Einsamkeit und gescheiterten Beziehungen, frage ich (Antje) mich dann manchmal, was unser Einsatz eigentlich ändert. In solchen Zeiten ist es gut, wenn Gott durch Sein Wort spricht, so wie durch den obigen Vers mit einer großartigen Zusage!
Es ist auch immer wieder gut, sich daran zu erinnern, wie wertvoll jeder einzelne Mensch ist und was für einen Unterschied die Hilfe bewirkt.
Da ist z. B. der 6jährige Dan, der ohne Darmausgang geboren wurde und gleich nach der Geburt einen künstlichen Ausgang durch die Bauchdecke bekam. Im August 2016 brachte seine Mutter ihn zu uns, da der Darm teilweise ausgetreten war. Wir brachten ihn in Mbale in ein Krankenhaus, aber dort konnte oder wollte man ihm nicht helfen. Nach langem Hin und Her kam Iname in Kontakt mit dem Apotheker Moses Nangosya, der in Kampala im Regierungskrankenhaus Mulago arbeitet. Auch dort konnte Dan nicht operiert werden, so dass Moses ihn schließlich ganz in den Westen brachte. Hier wurde dann im Januar in einer ersten Operation ein „normaler“ Darmausgang mit Schließmuskel gebildet, im August wurde dann im zweiten Eingriff der Darm verlegt und Moses schrieb, dass jetzt alles „seinen normalen Weg“ geht. Das ist wirklich ein Riesenunterschied für Dan und auch seine Mutter!
Von Tabitha, die wir im Dezember 2015 bei der Operation eines Hirntumors unterstützt haben, kam ein Dankesbrief. Es geht ihr gut, auch wenn sie noch unter gewissen Beeinträchtigungen leidet. Vor einigen Monaten hat sie ein gesundes Kind zur Welt gebracht.
Im letzten Jahr haben wir im Hinblick auf die kommende Hungerszeit 3 Tonnen Mais und 350kg Bohnen gekauft. An Samstagen wurde davon für die Kinder des Bible Clubs und die Patenkinder Mittagessen zubereitet. Desweiteren erhielten vier Kirchen Mais für Porridge für die Kindergottesdienstkinder und ebenso etliche hungernde Dorfbewohner, wie ältere Menschen oder Mütter mit vielen Kindern. Insgesamt konnten so über 500 Menschen von März bis Juni unterstützt werden. Der Maispreis, der in der Erntezeit bei etwa 20ct/kg lag, stieg auf 50ct. Bei unseren Besuchen in den verschiedenen Kirchen haben sich alle sehr herzlich für diese Hilfe für ihre Kinder bedankt und diesen Dank wollen wir an Euch weitergeben.
Jetzt haben noch einmal 3t Mais gekauft, da der Preis schon wieder am steigen war, ab Januar wird es wieder zu einer Knappheit der Lebensmittel kommen.
Unser Plan ist es aber, nicht nur Lebensmittel zu verteilen, sondern auch die Bevölkerung anzuleiten, selbst höhere Erträge zu erzielen. Zu diesem Zweck hatten wir zwei Workshops mit Ronald, einem Landwirtschaftsexperten von Jenga, der „Farming God‘s Way“ unterrichtete und ein erstes Beispiel-Feld mit den Teilnehmern anlegte.
Bei dieser Methode geht es zum Beispiel darum, organischen Dünger aus Dung und Holzasche einzusetzen, sowie Mulch um Verdunstung und Erosion zu reduzieren.
In dem Workshop wurde auch angesprochen, dass ein Teil der Bevölkerung Blutopfer von Tieren auf ihrem Land ausbringt und einen Teil der Ernte den Geistern opfert. Wir erleben auch sonst im Zusammenhang mit Krankheiten und Todesfällen regelmäßig,
dass Flüche und Hexerei als Ursache angesehen werden und die Menschen große Angst haben. (Immer mal wieder hören wir auch von Menschenopfern)
Am Ende von seinem Workshop hat Ronald deshalb alle Teilnehmer gebeten, sich um das Feld zu stellen und zusammen für den Segen Gottes zu beten.
Auch in diesem Jahr haben wir mit Hilfe des „Verein zur Unterstützung von Kleinprojekten in Entwicklungsländern“ wieder einen zweitägigen Zahnarzteinsatz
durchgeführt.
Diesmal hatten wir „nur“ 69 Patienten, nicht ca.100, wie in den Jahren zuvor. Trotzdem war der Arbeitsaufwand der gleiche, da etliche umfangreiche Behandlungen durchgeführt wurden, wie die professionelle Zahnreinigung. Des Hauptproblem ist, dass die Leute ihre Zähne gar nicht putzen oder nicht gründlich genug. Den Sinn, Kindern die Zähne zu putzen, sieht sowieso kaum einer ein. Für uns als Team sind diese Einsätze auch immer eine Bereicherung. Der Zahnarzt Ivan Ssejjoba, der das Ganze organisiert, ist sehr zuverlässig und alles klappt super, von der Vorbereitung bis zur Dokumentation.
Jede Woche treffen sich in den umliegenden Dörfern sechs „Family Groups“, in denen
Iname und andere über Heilpflanzen, Hygiene, medizinische und biblische The-
men sprechen. Mein Thema war dieses Mal das Bleichen der Haut mit extrem giftigen
Substanzen wie Quecksilber-Seife. Das Ideal, besonders für Frauen, ist es eine
möglichst helle Haut zu haben und auch durch die Werbung wird vermittelt, dass
hellhäutige Menschen erfolgreicher sind. Die Teilnehmer waren erstaunt zu hören, dass in Europa die Menschen Geld ausgeben, um ihre Haut zu bräunen!
Um die Mitglieder dieser Gruppen zu ermutigen, den Standard in ihren Häusern zu verbessern, hatten Tabea und ich ein „Healthy-Home-Certificate“ entworfen, das für diejenigen ausgestellt wurde, die 10 Kriterien erfüllen (saubere Latrine, Tip-taps zum Händewaschen, 6 Heilpflanzen, Trockengestell für Geschirr, Zähneputzen, sauberes Grundstück, Kompostgrube, Abfallgrube, Gestell für Feuerholz, Tonkrug für sauberes Trinkwasser). So hatten wir viele Hausbesuche durchzuführen, um alles zu erfassen.
Am Ende hatten sich ein Ehepaar (das einzige Ehepaar in diesen Gruppen), ein alter Mann und 28 Frauen qualifiziert und bekamen das Zertifikat in einer offiziellen Zeremonie zusammen mit einer Waschschüssel, Zahnbürsten und einem Neuen Testament ausgehändigt.
Wir hoffen, dass das viele motiviert, ihnen nachzueifern und tatsächlich gab es etliche, denen nur wenig fehlte.
Etwas ganz Besonderes war unser Ausflug mit 15 Jugendlichen ins „Mbale Resort Hotel“, ein Fünf-Sterne-Hotel in der nächsten Stadt. Dort haben der Generalmanager und der Küchenchef, die selbst aus sehr armen Verhältnissen kommen, zu den Jugendlichen gesprochen und sie sehr ermutigt, mit hohen moralischen Werten und guten Entscheidungen, das Beste aus ihrem Leben und ihren Begabungen zu machen und dabei auch andere mit hoch zuziehen, anstatt auf ihnen rumzutrampeln. Wir haben das Hotel besichtigen können, einschließlich der deutschen Waschmaschinen. Danach waren wir dort im Pool, für fast alle das erste Mal und sie haben es sehr genossen.
Tabea hat ihre gesamten Semesterferien von 2 Monaten in Uganda verbracht.
Das war besonders für Iname eine große Hilfe, da Tabea sich viel um die Kinder in unserem Haus (Home of Hope) kümmert und Iname in vielem entlastet. Besonders hat Tabea sich um Rose gekümmert, die Iname Weihnachten 2016 völlig verhungert, apathisch und verdreckt bei ihrer Tante fand. Ich hatte damals befürchtet, sie würde
nicht überleben und jetzt ist sie das wohlgenährteste Kind im Dorf, hat Laufen gelernt und fängt jetzt auch an, zu sprechen! Im April hat Iname dann auch noch Rosies Cousine Harriet geholt, die in einem ähnlich schrecklichen Zustand war, aber nun gute Fortschritte macht.
In diesem Jahr wohnte Cathrin drei Wochen mit uns zusammen. Sie studiert zusammen mit Tabea Soziale Arbeit an der CVJM Hochschule in Kassel. Durch ihre unkomplizierte und hilfsbereite Art war Cathrin eine große Bereicherung für unsere Familie und die Kinder verschiedener Gruppen. Im Folgenden schildert sie ihre Eindrücke:
Auf dieser dreiwöchigen Reise in den Osten Ugandas rührten mich vor allem die Kinder an, die ich in vielfältger Weise kennenlernen durfte. Kinder, die mit vielen Dingen im Leben zu kämpfen haben und irgendwie immer weitermachen, nicht aufgeben. Da ist Dan, ein gehörloser, dreizehnjähriger Junge, der in Tororo auf eine Gehörlosenschule geht. Hier lernt er die Gebärdensprache, um sich anderen mi-eilen zu können. Er teilt sich seinen Schlafraum mit vielen anderen Jungen. Seine wenigen Habseligkeiten finden sich in einer Blechkiste unter dem Bett: eine Hose, zwei T-Shirts, eine leere Cremedose, Schulhefte. Seine Seife bringt er in der Blechkiste seines Freundes unter, denn dieser hat noch ein funktionierendes Schloss an seiner Kiste und kann sie sicher vor Dieben verschließen.
Sammy ist etwa zehn Jahre alt und leidet an HIV+, schon seit seiner Geburt. Er wiegt 17kg, doch es ist schwierig, ihn zum Essen zu bewegen, da er nur noch wenig Appetit verspürt. Seine Eltern sind an Aids gestorben, als er selbst noch ganz klein war. Jetzt lebt er bei einer Clan-Oma, die sich aber auch nicht wirklich um ihn kümmert. Wenn man Sammy ansieht, erkennt man einen erschöpften und ausgelaugten kleinen Menschen, der fertig ist mit dieser Welt.
Hungrig und völlig abgemagert kam die kleine Harriet zu Amuka, wo sie nun wieder aufgepäppelt wird.Eigentlich ist sie vier Jahre alt, ihre körperliche und geistige Entwicklung entspricht jedoch eher der eines Babys. Ihr Arme und Beine sind dünn, ihr Bauch aufgebläht und der übergroße Kopf scheint nicht zum Rest des Körpers zu passen. Sobald sie etwas zu essen sieht, streckt sie die Arme danach aus und macht sich bemerkbar, um auch etwas abzubekommen. Der Mangel an Liebe, der ihr zuteil wurde, ist deutlich spürbar, denn sie sucht meistens die Nähe eines anderen Menschen und lässt sich gerne herumtragen und knuddeln.
Die Zwillingsbrüder Jakob und Joshua sind Halbwaisen, ihre Mutter starb bei der Geburt im Januar.
Die beiden Babys sind bei ihrer Tante untergekommen, die sich mit allen Kräften neben ihren eigenen Kindern auch um sie kümmert. Der Vater interessiert sich nicht wirklich für die beiden Jungs. Jakob leidet an einem Leistenbruch. Es gibt Tage, da hat er unglaubliche Schmerzen. Geld für eine Operation hat die Familie jedoch nicht, weder der Vater noch die Tante.
In solchen Lebensumständen und weiteren wirklich schwierigen Situationen leben zahlreiche Kinder. Sie müssen sich in ihren jungen Jahren schon mit Armut, Vergewaltigung, Gewalt, Krankheit und Hunger auseinandersetzen, haben aber nur wenige Chancen ohne Bildung und vor allem ohne die Erfahrung von Liebe. Diese Kinder haben mich ganz schön ins Nachdenken gebracht. Mir wurde nochmal sehr bewusst, wie behütet ich hier in Deutschland aufgewachsen bin. Es ist unglaublich, wie viele Chancen und Möglichkeiten ich habe, mein Leben zu gestalten. Mit Sicherheit werden mich diese Bilder noch lange begleiten und mich auch in meinem beruflichen Werdegang beeinflussen.
Ein Nachtrag zu Sammy: Iname hat ihn inzwischen in ein Gesundheitszentrum gebracht, wo er die Antiretroviralen Medikamente bekam, die er jeden Morgen und Abend einnimmt. Sammy sagt, er bekomme wieder etwas Kraft und fühle sich nicht mehr so schwindelig.
In diesem Jahr war auch Petra Hege wieder mit dabei, die sich mit ganz viel Engagement und Professionalität um dem Aufbau einer Vorschule kümmert. Sie wird Ende des Monats wieder hinfliegen und dann wird sie Euch in einem Rundbrief mehr darüber berichten.
Ganz herzlichen Dank an Euch alle, die mit ihren Gebeten und Spenden dazu beitragen, das Leben vieler Menschen zu verbessern!
Liebe Grüße,
Orge & Antje Balack