Jesus sagt:„Ich bin gekommen,
um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken.“
Johannes 10,10
Liebe AMUKA-Freunde,
die Sommerferien sind vorbei und wir sind wieder zurück aus Uganda.
Tabea war schon im Juni dort hingeflogen, für weitere drei Monate ihres Praktikums. Im Juli folgten Antje und Shenay; Orge kam dann im August mit Anna-Rahel und Jonathan. So waren wir bis auf Eliza alle zusammen dort.
Tabea hatte fleißig am Haus weitergearbeitet, bzw. Handwerker gesucht, die das tun. Insbesondere hat sie die Fertigstellung der Hausfassade, die Installation von
Regenrinnen und den Einbau eines Regenwassertanks (10.000l) organisiert. Dafür musste sie immer wieder zu „Robert’s Hardware“ nach Mbale fahren, um mit Robert
zu besprechen, was alles benötigt wird und die Preise zu verhandeln. Wir sind wirklich froh, dass wir diesen Händler gefunden haben, der zuverlässig und engagiert ist und so hat auch alles ganz gut geklappt. Und wir waren auch ganz begeistert, wie Tabea das alles so gut hingekriegt hat! Als Orge kam, hat er dann eine Handpumpe eingebaut, mit der das Wasser aus dem Tank gepumpt wird. So haben wir jetzt Wasser direkt am Haus, was eine große Erleichterung für uns und Iname ist. Herzlichen Dank an alle, die uns für dieses Projekt finanziell unterstützt haben!
Außerdem hatte Tabea in Mbale eine Schaukel, Reckstange und Rutsche für unseren kleinen Spielplatz anfertigen lassen. Zur Finanzierung hatten wir einen Teil des
Kondolenzgeldes benutzt, das bei der Beerdigung von Orges Vater gespendet wurde. Die Kinder sind ganz begeistert von diesem Spielplatz, so etwas hatten sie noch
gesehen.
Weiterhin hat Tabea sich um David und Yusuf gekümmert und im Kinderprogramm geholfen. Hier hat sie auch oft mit den Kindern und Jugendlichen handgearbeitet, was diese mit großer Begeisterung mitgemacht haben. Sehr gefreut haben wir uns auch, dass wir Boas wiedersehen konnten, den kleinen Jungen um den Iname und Tabea sich vor und nach seiner Geburt gekümmert haben, weil seine Mutter dazu völlig außerstande war. Seit Januar lebt er in einer deutschen Missionarsfamilie, die sich sehr liebevoll um ihn kümmert. Er ist immer noch recht klein und häufig krank, aber insgesamt geht es ihm gut.
Inzwischen hat Tabea ihr Studium der Sozialen Arbeit in Kassel begonnen und versucht sich wieder an das strukturierte Leben in Deutschland zu gewöhnen.
Mit Hilfe des VFKE (Verein zur Unterstützung von Kleinprojekten in
Entwicklungsländern) konnten wir 220 Wolldecken kaufen und an Kinder verteilen.
Fast alle Kinder in den Dörfern schlafen auf Papyrusmatten oder Lumpen auf dem Boden und haben zum Zudecken nur dünne Tücher oder alte Kleidungsstücke. Das führt nachts zu Unterkühlung und damit zu Erkältungen und Mittelohrentzündungen. Wir haben uns entschieden, die Decken hauptsächlich an Kinder zu geben, deren Mütter die AMUKA-Familiengruppen besuchen. In diesen Gruppen treffen sie sich einmal in der Woche zu einer Andacht, Gesundheitserziehung und zum Sparen. Es sind also Frauen, denen etwas daran liegt, die Lebensverhältnisse in ihren Familien zu verbessern. Einige haben uns auch die Heilpflanzen gezeigt, die sie jetzt anbauen und nutzen. Unsere Überlegung war, dass es in diesen Familien am ehesten sichergestellt ist, dass die Decken auch wirklich den Kindern zugute kommen und wir wollten es auch anerkennen, dass sie sich bemühen, ihre Lebensumstände zu verbessern.
Die Decken haben wir dann auch in Gegenwart der Kinder verteilt und alle waren sehr glücklich und berichten, dass sie jetzt besser schlafen!
Es dürfen übrigens auch Männer zu den Gruppen kommen, aber die sind kaum zu finden. Auf meine Frage, warum ihre Männer nicht kämen, meinten die Frauen „They are busy drinking“.
Eines unserer großen Probleme ist es, eine gute Schulbildung unserer Patenkinder sicherzustellen. Einige der Kinder sind sehr gut in der Schule, während andere auch nach vielen Jahren nicht lesen, schreiben und rechnen können. Dafür gibt es sicher etliche Gründe, wie Mangelernährung und Hunger, Alkoholmissbrauch, Malaria und andere (unbehandelte) Erkrankungen, Vernachlässigung oder Tod der Eltern. Ein wesentlicher Grund ist aber einfach, dass die Schulen schlecht sind. Die Lehrer sind nicht gut ausgebildet und häufig wenig motiviert bzw. abwesend. Anfangs hatten wir fast alle unserer Kinder zu einer Privatschule im Dorf geschickt, aber auch dort werden ältere Kinder, die immer noch Analphabeten sind, nicht gezielt gefördert. In den Städten gibt es etliche gute (und teure) Schulen, aber in den Dörfern nicht.
In diesem Sommer hatten wir Besuch von Petra Hege und ihrer Tochter Jette aus Niedersachsen. Petra ist selbst Lehrerin und konnte sich bei Besuchen an Schulen so ein Bild von den dort üblichen Unterrichtsmethoden machen. Diese Methoden sind häufig veraltet und ermöglichen es, insbesondere lernschwachen Kindern nicht das Lesen zu lernen. Petra möchte wieder nach Uganda kommen und zusammen wollen wir darüber nachdenken, wie die Schulsituation verbessert werden kann. Eine Idee ist der Start einer eigenen Vorschule, in der Kinder besser auf das Lesenlernen vorbereitet werden. Einen Start in diese Richtung machen wir diese Woche, indem wir Innocent zu einer Vorschullehrerausbildung nach Mbale schicken. Innocent hat vor Jahren beide Eltern verloren und lebt so in großer Armut. Er hat sich schon lange im Kinderprogramm eingebracht und sich talentiert im Umgang mit Kindern gezeigt. Für ihn ist das ein großer Schritt, denn er hat sein Dorf kaum jemals verlassen und muss sich nun am College auf ein ganz anderes Leben einstellen.
Zu unserem „Bible Club“ am Sonntagnachmittag kommen inzwischen bis zu 80 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 20 Jahren. Sie beginnen mit einem Snack (geröstete Erdnüsse und Tee), dann haben sie eine gemeinsame Lobpreiszeit und werden dann in drei Gruppen von älteren Jugendlichen unterrichtet.
Wir nutzen jetzt die Möglichkeit, diese Freiwilligen einmal im Monat von JENGA in Mbale schulen zu lassen.
Etliche Dorfbewohner kommen immer wieder mit Geschenken (Bananen, Eier, Hühner, Avocados, Erdnüsse) zu uns um sich zu bedanken, insbesondere für die Unterstützung ihrer Kinder. Manche haben bei diesen Geschenken sicher auch Hintergedanken, aber wir merken doch auch, dass immer mehr Menschen erkennen, dass wir ein Interesse daran haben, dass alle von der Arbeit profitieren. Und sie erkennen so langsam auch, dass sie selbst aktiv und verantwortungsbewusst handeln müssen, wenn ihr Leben besser werden soll.
Wir würden gerne die vielen Lebensmittelgeschenke mit Euch teilen, da Ihr ja diese Arbeit überhaupt erst möglich macht. Da das leider nicht geht, übersetzen wir Euch hier wenigstens den Dankesbrief von Aidah Mulo:
Liebe Unterstützer von AMUKA,
diesen Brief schreibe ich, Aidah Mulo, aus Uganda, Manafwa District, Sibanga Sub-County an alle Menschen in Deutschland, besonders diejenigen, die unsere AMUKA-Kinder, sowie Witwen und Waisen unterstützen. Möge Gott Euch segnen!
Mit Hilfe von AMUKA haben die Menschen hier eine Menge gelernt und da ist eine große Veränderung in den umliegenden Dörfern.
Die Leute kennen jetzt den Nutzen von Tip-Taps; die Haushalte haben nun Latrinen, „Plate stands“, Müllgruben * usw. Viele Grüße an unsere Sponsoren, Ihr sollt wissen, dass wir sehr glücklich über Euch sind. Danke!
Möge Gott Euch alle Zeit segnen und ein langes Leben schenken.
Eure Aidah
* „Tip-Taps“ sind Wasserkanister an Gestellen zum Händewaschen; „plate
stands“ oder „dish racks“ sind Gestelle aus Ästen auf denen das Geschirr in der Sonne getrocknet wird.
Am Tag vor unsere Abreise kam eine Frau mit ihrem sechs Monate alten Sohn Joshua
zu unserem Haus. Joshua wurde im März mit Hydrocephalus geboren; er hat acht ältere Schwestern. Seine Eltern hatten ihn im Mai schon in die Stadt zum CURE Hospital gebracht, wo die nötigen Operationen durchgeführt werden können.
Sie konnten aber
die geforderten 250€ nicht aufbringen. Die Mutter war sehr verzweifelt, weil der Kopf von
Joshua immer größer wurde; sie war auch bereit ein Stück Land zu verkaufen, um die Behandlung zu bezahlen, das hätte die Familie aber in noch größere Not gebracht. So ist Iname mit Joshua und seiner Mutter zum CURE Hospital gefahren und wir haben die Operation am 4. September von Spendengeldern bezahlt. Joshua geht es gut, der Druck im Kopf ist reduziert und er sieht auch wieder geradeaus, anstatt wie zuvor nur nach unten.
Wir sind sehr dankbar für alle Fortschritte in der Arbeit, für alle Patienten, denen es jetzt besser geht und für die Möglichkeit so viele Kinder und Frauen erreichen zu können.
Trotzdem stehen wir immer wieder vor Herausforderungen, insbesondere da die Arbeit weiter an Umfang zunimmt, aber es schwierig ist, charakterlich und geistlich gefestigte, sowie gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden.
Vieles läuft auch dadurch langsam, dass wir nicht ständig vor Ort sind.
Vielen Dank für Euer Mittragen im Gebet, finanziell und praktisch!
Eure
Orge & Antje
Jette und Petra bei AMUKA
Als wir anboten, einen kleinen Bericht über unsere Reise zu AMUKA für diesen Brief zu verfassen, ahnte ich nicht, wie schwer es ist, die Eindrücke von vier Tagen im Projekt auf eine halbe Seite zu bringen:
Ein Leben im ugandischen „Outback“ ohne fließend Wasser, Toilette und Strom. Menschen, die in Lehmhütten ohne Mobiliar leben, auf einer Strohmatte auf dem Boden schlafen. Kinder, die vor der Schule auf das kleine Feldchen gehen zum Hacken und ihre einzige Mahlzeit aus Maisbrei und Bohnen erst spät am Tag
erhalten. Männer, die sich zum Trinken treffen, um betrunken heimzukehren und ihre Frauen und Kinder zu schlagen.
Mütter und Kinder, die mit unvorstellbaren gesundheitlichen Problemen vor dem Haus von Antje und Orge auftauchen und auf Hilfe hoffen.
AMUKA, was verbirgt sich dahinter? Wir sind beeindruckt von dem, was dort bereits geleistet worden ist. Ein großes Grundstück mit einem gepflegten Garten.
Jonathan stellt uns stolz die einzelnen Pflanzen vor und berichtet, was man daraus herstellen kann. Die Dorfbewohner lernen etwas über medizinische Pflanzen: Wie sie beispielsweise aus Artemisia ein wirksames Mittel gegen Malaria herstellen können. Außerdem gibt es ein befestigtes Versammlungshaus mit Büro und Lagerraum. Das geordnete Führen eines solchen stellt Afrikaner immer wieder vor eine besondere Herausforderung. Am Sonnabend kommen die gesponserten Kinder ins Projekt.
Sie haben für uns Musik und Theater vorbereitet. Nacheinander berichten sie, wie
AMUKA ihr Leben verändert hat. Nach Musik und Andacht gibt es eine Mahlzeit für alle. Eine Besonderheit, da sie zu Hause mit einer Mahlzeit täglich auskommen müssen. Das
Feuer wurde schon frühzeitig entfacht, denn gekocht wird natürlich draußen. Lange vorher
wurde schon mit dem Zubereiten begonnen.
AMUKA bemüht sich auch, den Dorfbewohnern grundlegende Hygienemaßnahmen mit einfachen Mitteln nahe zu bringen. So findet man neben einer separaten Küche und Latrine auch ein hölzernes Gestell ,das sogenannte „Dishrack“ für Geschirr zum Trocknen und ein „Tip-Tap“ zum Händewaschen. Nachmittags lernen junge Menschen an Nähmaschinen etwas Nähen, organisiert von Iname.
Sie, die Grundschullehrerin, ist der Dreh- und Angelpunkt des Projektes vor Ort. Sie widmet sich dem Projekt und ihren Mitmenschen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften und darüber hinaus:
Sie kümmert sich um Bedürftige, Geschlagene, Kranke, führt Frauengruppen durch, verwaltet die Patenschaften usw. Das Projekt ist unaufhaltsam in Bewegung.
Immer wieder eröffnet Gott neue Wege. Jüngst wurde spontan ein weiteres Grundstück erworben. Wir sind Petra und Jette auf dem Weg zum Gottesdienst – barfuß durch den
Bach gespannt, was Gottes Pläne hiermit sein werden.
AMUKA ist für viele eine Möglichkeit, aus ihrem Leben heraus zu kommen. Auch wenn dies nur für einen Tag bedeutet. Eine kleine Abwechslung aus ihrem sonst so leidvollen und armen Leben. Trotz dieses Hintergrundes der Menschen begegneten wir überall immer wieder lächelnden Kindergesichter und offenen Armen.
Die Menschen gaben uns ihr bestes Essen auch, wenn sie selbst kaum was hatten. Es kam uns eine unglaubliche Dankbarkeit entgegen, dass sich Menschen aus fernen Ländern für sie interessieren, an sie denken und versuchen, sie zu unterstützen.
AMUKA hat uns bewegt und wird es wohl auch unser Leben lang tun. Für uns steht fest: Auch wenn wir nicht die Welt verändern können, können wir doch zumindest versuchen, einem kleinen Teil dieser Welt zu helfen.
Jette und Petra

Iname erntet mit den Kindern Artemisia zur Malariabehandlung