Rundbrief Juni 2021

„Wenn dieses Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich besinnt und von seinen falschen Wegen wieder zu mir umkehrt, dann werde ich im Himmel sein Gebet erhören. Ich will ihm alle Schuld vergeben und auch die Schäden des Landes wieder heilen“
2. Chronik 7:14

Liebe Freunde von Amuka!

Nun ist es schon ein halbes Jahr her, dass wir Euch zuletzt geschrieben haben und es ist so einiges passiert.

Kurz nach dem dem Abschicken des letzten Briefes ist am 25. Dezember Dorcas, die 8jährige Halbschwester unserer Pflegetochter Harriet gestorben. Die Ursache war – wie meistens hier – nicht klar; wahrscheinlich ist, dass Malaria beteiligt war. Dorcas war auch in unserem Kindergarten und ihr Tod beschäftigt Harriet immer noch sehr. Leider stellen wir immer wieder fest, dass Malariaerkrankungen nicht gleich ernst genommen werden, zu spät behandelt werden und dann oft die Behandlung nicht zu Ende geführt wird.

Das neue Jahr fing dann auch nicht wirklich gut an: Am ersten Arbeitstag nach Weihnachten bat ich unseren Buchhalter Jonathan, mir alles Geld zu zeigen, das in der Kassette sein sollte. Da erzählte er, er habe das Geld über Weihnachten aus Sicherheitsgründen mit in die Stadt genommen und auf sein Konto einzahlt. Nach dem Abheben am Vortag, habe er das Geld lose im Rucksack transportiert, woraus es ihm gestohlen worden sein soll. Es war eine sehr unglaubwürdige Geschichte (zumal das Geld in der Stadt definitiv nicht sicherer gewesen wäre) , aber leider beharrte Jonathan darauf, die Wahrheit zu sagen. So mussten wir uns entschließen, ihn zu entlassen. Es kann gut sein, dass er das Geld nicht stehlen wollte, aber es vielleicht benutzt hat, um Geschäfte zu machen, evtl. unter Druck seiner Brüder. So etwas passiert leider immer wieder.

Auch unseren Nachtwächter mussten wir im April entlassen, da immer wieder Dinge verschwanden und er selbst offensichtlich auch nachts immer mal verschwand.

Geoffrey Malamo und Mark

Dafür hat Geoffrey Malamo neu als Wächter angefangen. Ihn kennen wir seit über 10 Jahren, er war ein Patenkind von AMUKA, hat inzwischen geheiratet und zwei Kinder. Geoffrey ist auch ein sehr guter Fußballspieler und möchte mit einem Sports Ministry beginnen.

Leider sind wir in Uganda seit drei Wochen wieder im Lockdown. Zuerst schien es ja so, als ob das Virus die Menschen hier nicht so trifft, aber vielleicht ist es die Variante, die jetzt härter zuschlägt, jedenfalls sterben nun auch viele (jüngere) Covid-Patienten. Im Dorf scheint das Virus noch nicht angekommen zu sein, aber wir leben jetzt ziemlich abgeschnitten von Mbale, der nächsten Stadt, so dass es auch sehr schwierig ist, Patienten ins Krankenhaus zu bringen, Besuche bei Freunden zu machen oder in einem Supermarkt einzukaufen.

Aloe-Verarbeitung mit den Müttern der Sichelzellanämie-Gruppe

Beerdigungen sind die häufigsten Massenveranstaltungen hier. Von der Regierung wurde die Zahl der Teilnehmer auf 20 begrenzt, was völlig utopisch ist. Neulich kam eine Frau und wollte 400 Teller für eine Beerdigung ausleihen. Gut, dass wir gar nicht so viele haben!

Unser Kindergarten ist ja nun auch schon seit 15 Monaten geschlossen, aber wir haben ein neues Format der Hausbesuche begonnen, in dem ein Lehrer jeweils etwa 5 Kinder als Gruppe je Vormittag besuchen und unterrichten. Vorletzte Woche haben wir alle Familien besucht und den Eltern Tipps gegeben, wie sie ihre Kinder während des Lockdowns zu Hause fördern können.

Da auch unsere Family Group am Freitagnachmittag nicht stattfindet, besuchen wir die Mitglieder zu Hause, beten mit ihnen und verteilen kleine Geschenke wie Seife oder Salz.

Auch die Familien mit Kindern mit Sichelzellanämie werden von Gideon und Antje besucht. Die meisten dieser Kinder nehmen jetzt einen selbst hergestellten Sirup mit Aloe-Gel und es geht ihnen damit deutlich besser.

Letzte Woche haben wir Sarah besucht, deren eine Tochter neben der Sichelzellanämie durch eine Bluttransfusion auch HIV+ ist. Sarah hat 8 Kinder, die Familie hat kein eigenes Land und was auch immer an Geld da ist, vertrinkt ihr Mann. Sie ist gläubig, was ihr sicher viel Kraft gibt, aber sie scheint auch oft einfach am Ende zu sein. Wie ernährt man auch 8 Kinder von nichts?

Heute besuchten wir unter anderem Grace, eine Mutter von 10 Kindern, von denen zwei an Sichelzellanämie erkrankt sind. Weil sie gläubig ist, verachtet ihr Mann sie und lässt sie nachts nicht im Haus schlafen, sondern in in einer Hütte.
Trotzdem hat sie uns fröhlich begrüßt und sogar ein Essen gekocht. Sie bemüht sich auch sehr, für ihre kranken Töchter Medizin zuzubereiten.

Eingang zum Amuka-Gelände. Rechts die neue Halle

Bis zu Beginn des Lockdowns am 7. Juni hatten wir hier einiges an Aktivitäten. Ende Januar begann der Bau einer 200m² großen Versammlungshalle mit offenen Wänden zur besseren Belüftung. Die Halle ist sehr schön geworden und wir haben sie schon einige Male mit über 200 Besuchern genutzt. Am 21. Mai kam das Team unserer Dachorganisation JENGA mit 30 Mitarbeitern zum Gebetstreffen, dazu dann die Family Group. Das war ein sehr ermutigender Tag mit vielen guten Begegnungen!

Family-Group Treffen in der neuen Halle
Einweihung des neuen Schulgebäudes

Zeitgleich haben wir auch für die benachbarte Grundschule einen neuen Klassenraum gebaut, der am 27. Mai offiziell übergeben wurde.
Durch den Bau sind auch neue, gute Kontakte mit einigen Lehrern entstanden, nur dass wir jetzt natürlich nicht weitermachen können.

Hannah Carstens unterrichtet in der benachbarten Schule

Für sechs Wochen hatten wir zwei Freiwillige zu Besuch: Hannah aus Schleswig-Holstein und Mark aus Colorado. Sie haben sich vor allem in der Grundschule sehr eingesetzt und den Musik- und Religionsunterricht mitgestaltet, ein Pausenprogramm angeboten und Schülern Nachhilfe in Englisch gegeben. Außerdem hat Mark die vielen schönen Fotos gemacht, die Ihr in diesem Brief seht.
Sehr schön war, dass sie uns alle mit ihrer Musik bereichert haben.

Da es mit unserer ehemaligen Mitarbeiterin Iname bisher nicht möglich ist, über den Kauf des Landes zu sprechen auf dem unser Privathaus steht, haben wir uns entschlossen (von unserem eigenen Geld) ein neues Haus für uns, andere Freiwillige und Besucher zu bauen.
Wie auch die anderen Bauprojekte wurde dieses unter Leitung von Aaron Masaba gebaut, so dass es für lokale Verhältnisse ziemlich gut geworden ist.
Unser altes Haus werden wir jetzt für die Anamed-Arbeit, als Lager, Gästezimmer und für eine Mutter-Kind-Gruppe nutzen, die wir schon in nächster Zeit (erst mal mit wenigen Müttern und Kindern) beginnen wollen.

Viele Mütter sind ja sehr jung und meist fehlt ihnen auch jegliches Wissen, wie sie ihre Kinder fördern können. Unsere Köchin Agnes ist eine Frau, die kleine Kinder über alles liebt und sie möchte gerne so eine Gruppe beginnen.

Home-Schooling

Neben der Projektarbeit, unterrichten wir Harriet und Rosie jeden Tag im Lesen und Schreiben (auf Deutsch). Meistens macht es den beiden viel Spaß und sie lernen schnell dazu. Nur leider kann das so keiner weiterführen, wenn wir in Deutschland sind. Mit der Adoption kommen wir hier gar nicht voran, weil die Behördenmitarbeiter hier einfach total desinteressiert und zudem unglaublich langsam sind. Die Zukunft von Rosie und Harriet bleibt also weiter ein großes Gebetsanliegen.

Herzlichen Dank für Eure vielfältige und treue Unterstützung!

Mit herzlichen Grüßen vom Äquator,
Orge & Antje